Der Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart beantragt die Entwicklung und Umsetzung eines Programms zu Errichtung von fassadengebundenen Trinkwasserbrunnen, um die öffentliche Versorgung mit kostenlosem Trinkwasser kosteneffizient zu verbessern.
- Standardisierung und Pilotprojekte bei städtischen (Um-)Neubauten: Das Baureferat wird beauftragt, in Abstimmung mit den Stadtwerken München (SWM) und dem Gesundheitsreferat, einen verbindlichen Standard für die Installation von fassadengebundenen Trinkwasserbrunnen zu erarbeiten. Dieser Standard soll, sofern technisch und standortbedingt sinnvoll, künftig bei allen städtischen Neubauten und Generalsanierungen zur Anwendung kommen. Hierzu identifiziert das Baureferat 1 bis 2 anstehende Bauvorhaben im Stadtbezirk 11, um dort fassadengebundene Trinkwasserbrunnen als Pilotprojekte umzusetzen und die Einsparungen bzw. Mehrkosten gegenüber einem freistehenden Brunnen konkret zu beziffern.
- Nachrüstung städtischer Bestandsgebäude: Aufbauend auf den Erfahrungen der Pilotphase wird die Verwaltung beauftragt, ein Programm zur Nachrüstung bestehender städtischer Gebäude zu entwickeln. Hierfür ist eine Prioritätenliste zu erstellen, die Kriterien wie Hitzebelastung des Standorts (urbane Hitzeinseln), Publikumsfrequenz und technische Machbarkeit berücksichtigt.
- Anreizprogramm für private und nicht-städtische Träger: Das Referat für Arbeit und Wirtschaft wird beauftragt, ein Förderprogramm zu konzipieren, das private Immobilieneigentümer (Unternehmen, Vereine, Stiftungen etc.) motiviert, öffentlich zugängliche Fassadenbrunnen zu installieren und zu betreiben. Das Programm soll attraktive Anreize wie einen Installationszuschuss, die Übernahme der Kosten für die Wasserqualitätsprüfung durch die SWM und ggf. eine öffentliche Auszeichnung (bspw. als “Trinkwasser-Partner”) beinhalten.
Begründung
Die Notwendigkeit einer resilienten und bürgernahen Infrastruktur wird angesichts des Klimawandels immer dringlicher. Längere und intensivere Hitzewellen, insbesondere in dicht bebauten Städten wie München, stellen eine wachsende Gesundheitsgefahr dar. Öffentlich zugängliche Trinkwasserbrunnen sind eine effektive und niederschwellige Maßnahme zur Klimafolgenanpassung. Sie sichern die Wasserversorgung aller Menschen im öffentlichen Raum, fördern die Gesundheit, reduzieren Plastikmüll und stärken die soziale Teilhabe. Gerade in einem Stadtteil wie Milbertshofen-Am Hart, der nicht nur sozioökonomisch divers ist, sondern als einer der einwohnerstärksten Bezirke auch mit die geringste Wohnfläche pro Kopf aufweist, kommt dem öffentlichen Raum eine entscheidende Rolle als ’erweitertes Wohnzimmer’ zu. Diese intensive Nutzung des öffentlichen Raums, insbesondere durch Familien, Kinder und Senioren, steigert den Bedarf an grundlegender Infrastruktur. Der niederschwellige Zugang zu Trinkwasser wird so zu einer zentralen Frage der sozialen Teilhabe und stellt eine direkte gesundheitliche Vorsorge für alle dar, unabhängig von ihrem Geldbeutel.
Das bisherige Vorgehen, vorrangig auf freistehende Brunnen zu setzen, ist mit sehr hohen Kosten verbunden. Der entscheidende Kostentreiber ist hierbei nicht der Brunnen selbst, sondern der aufwendige Tiefbau für den Anschluss an das Wasser- und Kanalisationsnetz, welcher auch oft die Standortwahl signifikant einschränkt. Diese hohen Ausgaben limitieren zwangsläufig die mögliche Stückzahl und verhindern eine engmaschige Versorgung. Der hier vorgeschlagene Ansatz der fassadengebundenen Brunnen löst dieses Kernproblem. Das Prinzip des fassadengebundenen Brunnens ist die direkte Anbindung des Brunnens an die Wasser- und Abwasserinfrastruktur eines Gebäudes. Dadurch entfällt die Notwendigkeit für aufwendige und kostspielige Tiefbauarbeiten im öffentlichen Grund, welche bei freistehenden Brunnen den Großteil der Kosten verursachen. Besonders wirksam entfaltet dieses Konzept sein Potenzial, wenn es in ohnehin geplante städtische Bau- und Sanierungsvorhaben integriert wird. Die Planung, Genehmigung und Installation des Brunnens können hierbei nahtlos in den Gesamtprozess des Bauvorhabens eingebunden werden. Handwerker sind bereits vor Ort, Baugerüste stehen, und die anfallenden Arbeiten stellen nur noch einen minimalen Mehraufwand dar. Der Brunnen wird so zu einem integralen Bestandteil der Baumaßnahme, statt ein separates, logistisch aufwendiges Projekt zu sein. Dies senkt nicht nur die Kosten, sondern minimiert auch den administrativen Aufwand und die Belastung des öffentlichen Raums.
Diese verbesserte Kosteneffizienz ermöglicht es, ein engmaschiges und flächendeckendes Netz an Trinkbrunnen im gesamten Stadtgebiet realistisch und finanzierbar zu machen. Anstatt weniger, teurer Einzelprojekte wird so ein systematischer und stadtweiter Ausbau möglich.